Brice Duisit (F) & Cristina Alís Raurich (ES)

Trobador.
Motetten und Liebeslieder aus dem Chansonnier du Roi

Können wir uns vorstellen, dass Liebeskummer im Mittelalter eine Krankheit war, eine echte Krankheit? Dass Liebende wirklich an dieser süßen Krankheit der Melancholie starben? Nein, das können und wollen wir nicht glauben; wir ziehen es vor, Gedichte und Liebeslieder aus dem 13. Jahrhundert mit dem zarten Lächeln zu lesen, das die jugendliche Frische ihrer so »naiven« Liebesaffären schenkt… Diese Gedichte vermittelten jedoch den tiefen Schmerz der Kämpfe, die die Dichter um ihr Überleben führten. Denn »Lieben« war für sie ein schrecklicher Schmerz, den nur der Zauber der Lyrik überwinden konnte.

Warum also bleiben wir heute taub für die Tiefe dessen, was dort erzählt wird? Ziehen wir es deshalb vor, zu vergessen, dass wir mit der Liebe noch nicht fertig sind, um diesen quälenden Griff des amourösen Tumults nicht zu erkennen, der auf alle unsere Dichter herabfällt und unerbittlich an ihnen nagt?

Ob sie nun Oc- oder Oïl-Sprecher, Trobadours, Trouvères, Kleriker oder Laien waren – sie alle haben ihren Schmerz in Worte gefasst und ihn in Musik umgesetzt, in die Monodie der Cansò oder in die Polyphonie der volkstümlichen Motetten. Ihre Werke wurden in prächtigen Manuskripten gesammelt, in denen wir noch heute Zeugnisse ihrer Not finden.

Das Chansonnier du Roi (Bnf fr. 844), das in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in der Gegend von Arras kopiert wurde, enthält eine große Anzahl von Stücken unserer Dichter. Die Liebeslieder nehmen darin eine herausragende Stellung ein. Daraus haben wir den Großteil unserer Lieder geschöpft, um dieses Programm zu einem Echo ihrer Rede zu machen. Es ist eine geheime Rede, die zu den Melodien von Goldschmieden vorgetragen und in der Intimität der Liebenden verschämt geflüstert wird…

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